Rohrbach
Herkunft des Namens
Das Nächstliegende, eine Person durch einen Beinamen näher zu bezeichnen, war, sie nach dem Ort zu benennen, aus welchem sie kam oder wo sie wohnte. Deshalb können wir mit einiger Sicherheit annehmen, die Lokalnamen gehören zu den ältesten Geschlechtsnamen.
Beim Familiennamen Rohrbach handelt sich um eine Herkunftsbezeichnung. Nahe beim Heimatort Guggisberg ist das Dorf Rohrbach in der "Kirchhöri" Rüeggisberg gelegen, von dem wir annehmen dürfen, dass das Geschlecht aus diesem Ort abstammte.
Rohrbach als Geschlechtsname in alten Schriften
Im achten Band der Berner Geschichtsquellen, die Jahre 1353 bis 1366 umfassend, werden am 19. März 1354 in einem Pfandbrief des Klosters Rüeggisberg eine grosse Anzahl Güter und Zinse dem Klostervogt Peter von Kröchtal verpfändet. Der Pfanderlös dient zur Tilgung der Schulden des Klosters, die bei Lombarden in Freiburg, Bern und anderswo gemacht wurden. In der Auflistung der Güter und Zinsen werden mehrere Rohrbach folgendermassen genannt:
"apud Obernbruglon" (Oberbrügglen / heute der politischen Gemeinde und früher der "Kirchhöri" Rüeggisberg zugehörig):Petrus filius Chunradi de Rorbach (de uno prato dicto in Eismatten) genannt. Er verzinst sein Gut (prato) in Eismatten dem Kloster.
"aput Rigessperg" (Riggisberg): Cunrad Rorbach
"aput Rorbach" (Rohrbach): Ulrich de Rorbach Heinrich, filius Johannis de Rorbach Johannes, filius Ulrich de Rorbach
Am 2. Juni 1354 erfolgte die Nennung des Rudi von Rorbach nebst anderen Bauern. Er durfte fortan nicht mehr Vieh im Amte von Rüeggisberg und auf den Gütern des Gotteshauses weiden und sommern lassen, als er wintern könne, es sei denn es geschehe mit Einwilligung des Probstes, des Vogtes und der Leute, die in dem Amte gesessen sind.
Das Geschlecht mit dem Namen Rorbach und "de" Rorbach war demnach mit mindestens vier Familien 1354 im Dorf Rohrbach und der allernächsten Umgebung sesshaft. Alleine in Rohrbach waren zumindest Johannes und sein Vater Ulrich sowie Heinrich und dessen Vater Johannes ansässig.
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Rohrbach Bürgerorte
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Von alters her im Kanton Bern (alphabetische Reihenfolge):
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Erlenbach im Simmental
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Guggisberg
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Innertkirchen/BE um 1720
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Oberwil im Simmental
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Rüeggisberg (mit alten blühenden Zweigen im Raum Zweibrücken in Deutschland)
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Rüschegg
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St. Stephan
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Sumiswald/BE ab 1928
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Wahlern
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Wattenwil
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Wynau
Ausgestorbene Geschlechter von alters her in:
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Belp (Bezirk Seftigen/BE)
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Bern
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Frutigen (Bezirk Frutigen/BE)
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Langnau (Bezirk Aarwangen/BE
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Rohrbach bei Rüeggisberg (Bezirk Seftigen/BE)
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Rohrbach bei Huttwil (Bezirk Aarwangen/BE)
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Thun
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Thurnen (Mühlethurnen, Bezirk Seftigen/BE)
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Toffen und Obertoffen (Bezirk Seftigen/BE)
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Wimmis (Nieder-Simmenthal/BE)
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Rohrbach von Guggisberg
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1591 führte der Pfarrer von Guggisberg erstmals Buch über die Taufen in der "Kirchhöri" Guggisberg. In den ersten Jahren werden folgende Personen im Taufbuch als Eltern und Taufzeugen aufgeführt, die in der Streusiedlung auf Einzelhöfen und in kleinen Dorfgemeinschaften miteinander lebten.
Es sind folgende Bürgernamen:
Werli, Pingeli (Binggeli), Zand (Zahnd), Pÿeler (Beyeler), Marti, Roten (Rothen), Tzutter (Suter), Wider, Schwitzer, Schlegel, Mischler, Gilgen (Gilgien), Krum, Berner, Tzand (Zahnd), Tzwalen (Zwahlen), Ulrich, Stöckli, Bülman/Bielman (Bühlmann), Gaser (Gasser), Tzbinden (Zbinden), Lienhart, Wisenbach (Weissenbach), Thüring, Schmid, Ritter, Koli (Kohli), Wasem, uf der Flu, Hirsÿ, Krutter, tzen Studen (Studer), Studimann (Studenmann), Roudo, Burki, Burÿ (Burri), Seyler (Seiler), Fifian, Kisling, Batzen, Stol (Stoll), Graaff (Graf), Juzeler (Jutzeler), Schumacher, Jenni, Elschinger, Claus, Kündiger, Knöri, Eÿer, Bulffer (Pulver), Schnider, Tilli, Wenger, Wäber, an Riffenmat, Sandherr, Fluman, Spieler, Guggisperg, Rumpf, im Ried, Dengli (Tingueli) und schliesslich Rorbach.
In folgenden Taufrodel-Einträgen in Guggisberg von 1592 werden erstmals Rorbach erwähnt:
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"Barbli tzwalen ist toufft uf dem 16 tag Jenners sin vatter
Cuni, sin mutter Anna tzwalen, tzüge Uli Burÿ, Mägde
(Magdalena) Rorbach, Anna tzwalen"
"Hans tzand ist toufft uf dem 7 tag Maÿ sin vatter Lienhart,
sin mutter Christina Rorbach, tzüge Petter Stubj,
Christen Rothen, Barbli Bielman"
"Elsa Wäber ist toufft uf dem 21 tag Maÿ
sin vatter pauli. sin mutter Dichtli tzen Studen
Gittli (Götti), Hans Will...er Anna Rorbach, Anna pÿeler"
Die erste aufgezeichnete Rorbach-Taufe aus dem Jahr 1595 wurde wie folgt eingetragen:
"Uli Rorbach ist toufft uf dem 5. tag Octob
sin vatter Bendicht sin mutter Christina Baller,
tzüge Hans Stol, Paule Burÿ Elsa pingli"
Der Vater dieses Bendicht (Benedict) Rorbach, dessen Vater gemäss Zinsbüchern ebenfalls Benedict hiess und um ca. 1500 geboren ist, gilt als der Stammvater der Guggisberger Rohrbach, was jedoch keineswegs bedeutet, dass er der erste Rohrbach sein muss, der sich in Guggisberg niedergelassen hat.
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Stammvater der Rohrbach von Guggisberg
(der Stammhalter Benedict sowie 7 der insgesamt 900 Personen im erstellten Stammbaum)
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Der Dorfkern Guggisberg
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Rohrbach Siedlungsorte
Die in den Zinsurbarien, Taufrodeln und Volkszählungsbüchern zuerst aufgeführten Wohnorte der Rohrbach sind Aeugsten, Schmidenhus, Suttershus, Riedstatt. Später auch Dürrenboden, Gouggenberg und andere mehr. Der Ort Gouggenberg (gegenwärtig Unter- und Obergouggenberg) besteht aus zwei Einzelhofsiedlungen. Dort lebte ein etwas zwielichtiger Christian Rohrbach. Er hat mehrere uneheliche Kinder in die Welt gesetzt und dabei immer wieder von sich Reden gemacht. Die Chorrichter aus mehreren Gemeinden hat er auf Trab gehalten. Doch dieser ist eine Ausnahme. Die allermeisten Rohrbach waren gesittete Leute des Bauernstandes.
Die folgende Grafik zeigt die Wohnorte und den Lebensraum der Rohrbach von Guggisberg.
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Waren alle so gesittet ? Es gab Ausnahmen, so der Michael ROHRBACH von Erlenbach 1638
In Erlenbach im Niedersimmenthal hat sich im Frühjahr 1638 ein schreckliches Verbrechen zugetragen. Ein Michel Rorbach hat sich und seine Familie ins Verderben gestürzt. Eine zeitgenössische Handschrift gibt darüber Auskunft und die Schilderung führt uns vor, wie sich das Verbrechen zugetragen hat. Hier der Wortlaut aus jener Zeit:
Salutem Plurimam
Palm Sambstagss war der Tag S. Gertrudae
den 17.ten Martÿ diss 1638 Jars, hat man
zu Wimmis (.ist ein Castell und Pfarr an dem
Fluss Niesen, und fluss Simmen, im Nideren und
underen Simmen, oder Sibenthal, Berner ge=
bieths.) wie volgen wirt, ein person und
Landtman, mit nammen Michäel Rorbach also gerichtet.
Anfangs war er vil schuldig, und unlängst war
sÿn gut, gemeinen gelten und gläubigen zu ver
ganten dargeben worden, nach welchem er sich
selbsten leibloss zumachen zum 3.ten mahl under=
standen hat. Welches er erstlich zwaren in ei=
ner scheüren fürgenommen, und aber den strikh am
Halss Habende, das walt Godt, entzwüschent
streckende, verhinderet worden, und er, nach sÿ=
nem gethanen uffsechen vor der schüren ussen, auch
kein strikh mehr vorhanden gsen.
Wie nun uff ?ünliches(?) allernechst sÿn frauw,
umb Zetlenss willen von huss abwäsend, er
aber anheimsch, das schnitzmässer (.damit er
schlagkuglen machte.), in der Hand gehebt, und sÿn
leibliches vierzächen Järiges Söhnlin zu Jhm kommen,
ihne bittend, er ihm auch eine Kuglen machen sölte,
nahm er selbiges zwüschent die bein, und stache ihm
sÿn gurgel ab, und als das Töchterlin darbÿ
stehende gesprochen: Ätti, wie thust mir so wüst,
brachte er daselbig eben gleich umb. Nacher
volgendts auch dem dritten Kind, so in der Wie=
gen schlaffende lag, sÿn Haübtlin gar ab. Und wolt
solches schreckliche spectaent angents(?) einer benach=
barten zeigen, die von ihme ein schufflen be=
gert, aber ÿlfertig vortgloffen, und bÿ an=
deren den Handel ussgebracht, dass ihm der
Lohn darumb wie volget worden.
Man hat ihn mit dem Rad gebrochen oder
geräderet, und uff das Rad geflochten,
und mit sÿnem selbs eignen Mordtmässer, lä=
bendig ergurgelet, er ein Man von
30. Jahren, und ein Bernischer Landtman,
Michel Rorbach genant, sÿnes Handwerks ein
Treÿer, oder Schlagkuglen macher. Disse
grosse Marter und pein, hat er mit grosser
gedult, und herzlichem leid überwunden, und
nach dem er das gurgelmässer, damit ihm
das leben zunemmmen befohlen war, erbliket
und peschehen, hat er alles durch anruffung dess
Nammens Jesu, gedultig ussgestanden.
Godt bewar unss, und seÿe uns gnädig !
Geben zu Arberg den 22. Martÿ a.° 1638.
Seine Hinrichtung in Wimmis
Wie immer musste bei einem Todesurteil der Rath in Bern befragt werden. Im Rahtsmanual der Stadt Bern ist ein entsprechender Eintrag vorhanden. Auch hier wird von einem unbarmherzigen und grausamen Mord des Drehers und Schlagkugelnmachers gesprochen, der im Thal in der Kirchgemeinde Erlenbach verbürgert war. In der Amtsrechnung von Wimmis des Amtsinhabers Jeremias von Grafenried sind Vermerke wegen der entstandenen Ausgaben vorhanden. Der Weibel müsste für die Zuführung des Mörders in den Kerker des Schlosses Wimmis bezahlt werden. Die Examinierung und die damit verbundene Verpflegung der Landtleute im Wirtshaus der Teilnehmer ergab Kosten. Es musste die Rechnung für zwei Räder für die Hinrichtung beglichen werden. Schliesslich auch der Lohn für den Scharfrichter, der das Mordmesser des Täters selbst an dessen Hals mit Blut beflecken musste, bis Rohrbach schliesslich sein Leben liess. Der leblose und geschundene Körper wurde mit dem Rad in Wimmis am Hinrichtungsort aufgesteckt. Als Mahnung an die Unterthanen blieb der Leichnam eine Zeit lang zur Schau gestellt und die Raben dürften sich dort eingefunden haben. Ueber die Beweggründe der Michael Rohrbach ist nichts bekannt. Ein Turmbuch von Wimmis ist aus dieser Zeit nicht (mehr) vorhanden. In solchen Turmbüchern können zuweilen die Fragen und Antworten der peinlichen Befragung (Examinierung) nachgelesen werden. Es dürfte sich um eine Verzweiflungstat des Michel Rohrbach gehandelt haben, hat er sich doch vor diesem Verbrechen mehrfach selbst umbringen wollen, nachdem ihm sein Hab und Gut wegen Schulden weggenomen worden war.
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Rohrbach Forschung
Das Erforschen der Sippe der Rohrbach von Guggisberg und Rüschegg ist ein recht schwieriges Unterfangen. In den Nachbar-Kirchgemeinden Wahlern und Rüeggisberg sind ebenfalls Rohrbach seit alters her verbürgert. Hüben wie drüben sind Taufen und Ehen vollzogen worden. Manche Guggisberger lebten in den angrenzenden Kirchgemeinden und die Zugehörigkeit war nicht immer klar festgehalten worden. Eine Rohrbachfamilie und deren zahlreiche Nachkommen lebte beispielsweise über mehrere Generationen in Rüti bei Rüeggisberg. Die Nachricht über deren Taufen wurde oft als Sammelmeldungen nach Guggisberg brieflich von Pfarrherr zu Pfarrherr übermittelt. Auch stellten sich einige Probleme mit den sehr zahlreichen Christian ein, bei denen die Elternnamen nicht bekannt waren. Nur die Zunamen, zu Suttershus, uf Gouggenberg etc. oder Trau- und Taufzeugennamen konnten Aufschluss über deren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie liefern. Mancher Eintrag in einem Chorgerichtsmanual half weiter und lüftete so manches Geheimnis.
Die Erforschung ist unerschöpflich und das vollbrachte ist im Grunde nur die Spitze des Eisberges. Zu ergründen bleibt noch vieles. Ab 1533 begann der Benedict Rorbach, der Stammvater dieser Sippe, in der Kirchhöri Guggisberg Land und Gut zu erwerben. Er war Landtvänner und ein wohlhabender Bauer. Fast 900 Nachkommen weist sein Stammbaum auf (inklusive die eingeheirateten Frauen). Wo kam er her und wie sind die um 1533 und 1570 genannten Rohrbach (Nicklÿ) miteinander verwandt? Alles Fragen, die noch unbeantwortet sind.
Zusammenfassend darf ich sagen, dass die Rohrbach von Guggisberg und Rüschegg durchwegs redliche Bauern mit ihren gewerblichen Nebenverdiensten waren. Einzelne taten sich hervor als als Landtvänner, Chorrichter oder Gemeindevorsteher. Viele sind in benachbarte welsche Kantone ausgewandert und haben sich dort fest etabliert.
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