Hallauer
Herkunft des Namens
Herkunft und Entwicklung des Namens, der Wappen und des Geschlechtes
Es war jeher so, dass man innerhalb der Verwandtschaft und Freundschaft einander nur mit dem Taufnamen anredete. In der Zeit als unser Land noch schwach besiedelt war und die Leute in Sippen beieinander wohnten, genügte er auch ausserhalb der engen Familienbande, so dass ein Beiname nicht nötig war. Anders wurde es, als die Bevölkerungszahl stieg, somit Handel und Wohnortsverlegungen sich mehrten. Man begann vornehmlich in kirchlichen aber auch in weltlichen Kreisen zunehmend schriftlich miteinander zu verkehren. Dazu kam noch die Mischung infolge Einwanderung. So wurde mit der Zeit ein Zuname notwendig, aus dem sich dann der feststehende und von den Nachkommen übernommene Geschlechtsname entwickelte, der den Vor- oder Taufnamen an Bedeutung immer mehr übertraf. Das Nächstliegende, eine Person durch einen Beinamen näher zu bezeichnen war, sie nach dem Ort zu benennen, aus welchem sie kam oder wo sie wohnte. Deshalb können wir mit einiger Sicherheit annehmen, die Lokalnamen gehören zu den ältesten Geschlechtsnamen (Zwahlen, Bollliger, von Däniken, Basler, Augsburger etc.). Als dann die verschiedenen Handwerke sich ausbildeten und die Familie nicht mehr in jeder Beziehung Selbstversorger war, kam es sozusagen von selbst, dass der Name des Handwerks, das einer betrieb, zum bleibendem Familiennamen wurde, auch wenn die Nachkommen einer anderen Beschäftigung oblagen (Müller, Gerber, Sattler, Sutter vom lat. sutor = Schuster). Auch das Aussehen (Hasenfratz) und selbst der Charakter (Spinhirni) der Menschen dienten der Namengebung. Taufnamen wandelten sich zu Geschlechtsnamen (Konrad beispielsweise zu Kuoni oder Cueni) und Tiernamen wurden zugezogen (Bär, Hirschi). Spitz- oder Übernamen waren auch nicht selten. Eine grössere Zahl wurde von der Rangordnung der Beamtung und Gesellschaft übernommen (Probst, Abt, Schultheiss, Vogt) Selbst himmlische Wesen mussten ihre Namen hergeben. So gibt es bekanntlich Engel und Engeli. Es wird allgemein angenommen, die Namen der weltlichen und kirchlichen Hierarchie seien den Rolleninhabern bei den mittelalterlichen Fasnachtspielen als Geschlechtsnamen geblieben. Fachleute berichten, dass die Familiennamen zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert entstanden sind. Bei vielen Namen lassen sich Ursprung und Bedeutung nicht mehr zurückverfolgen; man ist auf Vermutungen angewiesen, die gerne zu Fehlschlüssel führen.
Deutung des Familiennamens Hallauer
Die Erklärung des Namens Hallauer ergibt sich von selbst. Es ist eine Herkunftsbezeichnung. Der erste Träger dieses Namens dürfte etwa im 11. oder 12 Jahrhundert gelebt haben, da der in lateinischer Sprache geschriebene Name "de hallowe" erstmals 1253 in der Stadt Schaffhausen erwähnt wird. Viele Briefe bezeugen in der Folge die Existenz dieser Namensträger. Dieses Geschlecht in Schaffhausen wird nie als ein adeliges beschrieben; dennoch war es ein sehr wohlhabendes und damals einflussreiches Patriziergeschlecht, das den Klöstern und Gotteshäusern viele Guttaten bewiesen hat. So war auch ein ordentlich gewählter Hallauer zu Schaffhausen zwischen 1427 und 1437 Bürger- und Unterbürgermeister. Es handelt sich dabei um Johann Hallower, Bürgermeister der Kaufleutstube. 1423 wurde er auch oberster Zunftmeister. In der Kaufleutstubentafel ist das alte Hallauer-Wappen enthalten. Es wird im 13. oder 14. Jahrhundert entstanden sein. In der Zeit der Kreuzzüge und der Blühte des Ritterwesens und der Gotik tauchten die ersten Wappen auf (12. Jahrhundert).
Frühe Namensnennungen
Im Jahre 1253 wird in Schaffhausen Folcmari de Hallowe genannt. die Vornamen wurden damals verschieden, phonetischen begründet geschrieben. Die gleiche Person wir auch als Volchmar oder Volkmarus genannt. Er war der Vater dreier Söhne, namens Burchardi, Nicolaus und Johannes. Die letzteren beiden waren um 1298 Mitglieder des Rats von Schaffhausen. Nicolaus de Hallowe war der Vater von mindestens drei Kindern. Es handelte sich um Katharina, Nikolaus und Johannes. Hermann de Hallowe wird ebenfalls 1253 erwähnt. Sein Sohn hiess Conrad. Ein weiterer Conrad, geboren 1291 zur Zeit des Rüttlischwures der Eidgenossen, war um 1331 Conventherr zu Allerheiligen in Schaffhausen. Um 1318 wird Peter der Hallöwer von Schaffhausen in Tergernau in einem habsburgischen Urbar genannt. Johann Hallöwer, Bürger zu Waldshut wird als Vogt in einem Kaufvertrag aufgeführt. 1372 wird womöglich der selbe Hans "dit der Hallow" erwähnt. Er zinst von einem Acker in Lächringen bei Waldshut. 1371 wird in Schaffhausen Hans Hallower erwähnt. 1292 sind es gemäss Steuerrodel Henni Hallow, Walther, gärwer Hallower, Bechlinus von Hallow, Haintz, Scherer Hallower, Sattler Hallower und dessen Frau Anna sowie Binder Hallower. In Waldshut ist 1380 ein Hans Hallower ansässig. Er ist dort Ratsmitglied. Ein Heinrich Hallower, Richter, wohnhaft beim scharzen Thor in Schaffhausen wird zwischen 1401 bis 1416 genannt. 1411 ist es Geber H. Hallauer, zuvor 1408 Eberli und 1416 abermals Eberli. Johannes von Hallow war seit 1409 Conventherr und Custos des Kosters Allerheiligen. Er starb gemäss Grabinschrift vermutlich 1414. Die Ziffern sind kaum leserlich. Sein Grab befindet sich heute in der St. Johanns-Kapelle; zuvor befanden sich seine Überreste in der Oswaldskapelle. Heinrich Halawer und seine Frau Anna von Kaiserstuhl werden am 13. Mai 1413 in einem Pergament aufgeführt. In einem Schuldschein aus dem Jahre 1437 für einen Bürger von Konstanz werden die Eheleute Hainrich Hallower und Verene eingetragen. Sie stammen von Schaffhausen. 1416 wird Burkhart, wohnhaft in der Schulgasse in Schaffhausen, erwähnt. Des Bürgermeisters Sohn Heinrich, wohnhaft wie der Vater in der Repfengasse, wird 1429 genannt. Hans Hollower war 1424 bis 1435 Spitalpfleger in Schaffhausen. 1426 wird derselbe als Oberpfleger genannt. Des Bürgermeisters Frau Elsbeth wurde 1449 schriftlich erwähnt. Ihr Ehegatte starb im Jahre 1441. Ein Ledergerber Hallower Burkhart wird 1416 genannt. Er muss in jungen Jahren gestorben sein. Seine unmündigen zwei Kinder Hans und Verena wurden 1426 durch einen Beistand namens Hans Hallower vertreten. Am 5. November 1449 starb ein Hermannus Hallower; sein Sohn hiess Rudolf, er war ein Barfüssermönch. Um 1449 wird Ida von Hallow, Conventualin von St. Katharinenthal genannt. Die Herrin Mäthild wird ohne Datumsangabe erwähnt. Am 25. November ? starb "swöster Mächtild". 1451 wird Hans Hallower, der Erbauer eines Gutes in Lienheim in der Grafschaft Baden, genannt.
In Thiengen war eine weitere Linie des gleichen Geschlechtes von Schaffhausen ansässig. 1356 werden Johans der Hallower, sein Kinder Adelheid und Hans genannt. Adelheid wurde im Kloster Berau untergebracht. Der Sohn Hans wird 1396 erwähnt. In seinem Schilde führte er einen Querbalken mit der Umschrift: S. ASINI. ROKOFATI. D. FLOREC. Seine Vorfahren dürften demnach Lombarden (Florentiner) gewesen sein. Thiengen (heute ohne h) liegt östlich von Waldshut in Deutschland. Auch im deutschen Nürnberg lebte ein Vetter des Bürgermeisters von Schaffhausen. Er nannte sich Wilhelm Hallower. Der Zweig in Schaffhausen ist wohl wegen seiner Freigiebigkeit gegenüber den Klöstern verarmt. Um jene Zeit ist es vielen Geschlechtern so ergangen. In einem Brief vom 12. Dezember 1453 des Schultheiss und Rathes zu Waltzhut an den Rath zu Rheinfelden wird aufgeführt, dass die von Rheinfelden den Hallöwer und sein fröwli (seine Frau) in Gefangenschaft genommen haben, weil dieser mit einem weiteren Beteiligten und seiner Frau in Manneskleidern sieben Rinder in Bül im Klettgau bei Nacht und Nebel gestohlen haben. Zudem haben sie einen "erbern" auf dem Raffzer Feld beraubt und ihm einen dürren Lachs oder Salm abgenommen. Diese Auflistung ist natürlich nicht vollständig. Viele weitere Urkunden zeugen davon, dass im Gebiet des Klettgaus viele Hallauer ansässig waren.
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Wappen der Familie Hallauer
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Die Worte Wappen und Waffen hatten ursprünglich die gleiche Bedeutung. Heute noch wappnen wir uns gegen eine Gefahr. Die ersten waren auf den Schildern der Ritter aufgemalt, damit Freunde und Feinde den Ritter schon auf grössere Entfernung erkennen konnten. In unserem Zeitalter wurde zu diesem Zweck die Uniform geschaffen. Die Farben des Wappens wurden auch als Helmzier verwendet, die Pferdedecke wurde in der gleichen Farbe gehalten. Starb ein Ritter, so wurde er mit Schild und Waffen begraben. Seine Nachkommen jedoch führten das Wappen weiter. Dadurch bekundeten sie das Geschlecht, dem sie angehörten. Sie setzen damit die alte Tradition fort, die unter ihren Vorfahren begonnen hatte. Die Wappen wurden ursprünglich durch Könige und Fürsten an Adelige verliehen. Hörige oder Leibeigene durften keine führen, sondern nur der Freie, der Ritter. Sein Zeichen war der Schild, wie beim Geistlichen die Kutte. Nur Adelige führten damals Wappen, denn nur sie besassen eine bewusste Tradition. Dieses Vorrecht sollte jedoch nicht lange dauern, denn das emporstrebende Bürgertum der Städte fühlte sich bald nicht mehr schlechter als der Adel, gehörte es doch auch zu den Freien und führte Waffen. Es übertraf oft mehr und mehr an Reichtum und kultivierter Lebensweise den Adel. Mit seiner Waffenfähigkeit war es auch "wappenfähig" geworden. Schon im 13. Jahrhundert begegnen wir den bürgerlichen Wappen. Sein Entstehen ist aus Siegeln, häufig auch aus Haus- und Familienzeichen abzuleiten. Es ist verständlich, dass unter den bürgerlichen die Patrizierfamilien als erste ein Wappen führten, denn ihre Lebensweise glich am meisten der des Adels. Meistens Kaufleute erwarben sich im späten Mittelalter gegen Geld Wappen von Fürsten durch Vermittlung von Wappenherolden und suchten damit ihre Gleichwertigkeit mit dem Adel zu dokumentieren.
Bürger in Ämtern, wie Richter, Vögte, Pfarrer, Zunftmeister, Schultheissen , Statthalter oder Bürgermeister benötigten von Amtes wegen ein Siegel. Diese waren mit dem entsprechenden Symbol versehen und dienten als Petschaft. Ein Wappen besteht aus Schild und Helm. Auf dem Schild befindet sich die Schildfigur, zum Helm gehören die Helmdecken und die Helmzier. Älter als Wappen sind die besagten Siegel, die in engem Zusammenhang zu ihnen stehen. Schon vor 5000 Jahren benützten die Babylonier sogenannte Rollsiegel, die teilweise mit mystischen Figuren versehen waren. Doch entstanden erste nach 1200 n. Chr. eigentliche Siegelwappen. Diese wurden oft zu den Wappen der Geschlechter. Das Hallauer-Wappen des Bürgermeisters sieht folgendermassen aus: Das Schild in Blau mit einem goldenen Hirschkopf mit Hals und roter Zunge. Als Helmzier der gleiche Hirschkopf mit Hals; der Helm in Silber mit goldenem Kragen. Die Helmdecke ist in Blau und in Silber. Im weiteren besteht auch mindestens ein Hallauer-Siegel aus dem Schaffhausener Geschlecht (Walther Hallöwer und dessen Sohn Johannes, der Bürgermeister). Die Siegelabdrucke aus den Jahren 1392 bis 1426 hängen an Kaufs-, Verkaufs- und Schenkungsurkunden.
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Familienwappen der Hallauer von Schaffhausen
Hallauer von Suhr
Familienwappen der Hallauer von Suhr
Hallauer von Suhr
Bürgerorte der Hallauer​
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Hallauer sind von alters her in der Schweiz in Schaffhausen, Wilchingen, Trasadingen, Schneisingen, Lengnau, Suhr und Basel verbürgert. Die Namensvettern in Zürich und Illnau stammen dem Suhrer Geschlecht ab. Das basler Geschlecht stammt von Wilchingen. Ein noch älteres Geschlecht in Basel stammte von Freiburg. Diesem Panzermacher namens Hans Hallower wurde 1492 in Basel das Bürgerrecht gegen die Entrichtung der halben Abgabe gewährt. Einige Jahrzehnte zuvor, 1437, wurde Hans Hallouwer der "teschenmacher" in die Safranzunft durch Einkauf aufgenommen. Die Trasadinger Hallauer sind mit den Hallauer von Wilchingen blutsverwandt. Zunächst ist es ein Hallauer Ulrich, der 1467 in Wilchingen erwähnt wird. Er besitzt 1482 dort einen Hof. Sein Enkel Marx (Markus) ist später Mitbesitzer des Spitalhoflehens (von Schaffhausen) in Trasadingen. Er hat das Bürgerrecht von Trasadingen erworben.
In Lengnau, Schneisingen, Riehen, und in Kleinhüningen bei Basel sind die Hallauer ausgestorben. Die Riehener stammten ebenfalls von Suhr. In Kleinhünigen waren ebenfalls Hallauer von Suhr ansässig. 1761 ist es Peter Hallauer von Riehen, der sich in Basel mit Catharina Schluepp verheiratet. Seine Herkunft ist bis heute nicht geklärt. Hans Marti Hallauer, geboren 1729 in Suhr zog als Maurer nach Lörrach und kurz darauf nach Riehen. Mit seiner zweiten Frau gründete er dort eine Familie. Zuletzt war er Steingrubenmeister in Riehen im Kanton Basel (heute Kanton Basel-Stadt). Nach zwei weiteren Generationen ist dieser Zweig in Riehen ausgestorben.
Das Geschlecht von Suhr stammt von Schneisingen, und gemäss neueren Forschungen dürften diese Namensträger mit jenen des Nachbardorfes Lengnau verwandt gewesen sein. Um 1480 werden dort die ersten Hallauer erwähnt. Ein Zweig der Hallauer von Lengnau wanderte Mitte des 17. Jahrhunderts nach Saarbrücken aus (Zur Webseite der Hallauer von Saarbrücken (Michel Hallauer).
Dieser Christophori Hallauwer, geb. am 15. April 1642 war Steinhauer wie seine Namensvettern von Schneisingen und Suhr. Er heiratete 1670 inSt. Johann/Saarbrücken die Eva Cuentz von Gersheim an der Blies (Heiratsangaben und Kommentar Walter Petto: Auch "Wagner" genannt, weil ihr Vater Thilmann Cuentz offenbar von Beruf Wagner war. In weiteren Forschungsarbeiten wird die Ehefrau fälschlicherweise als Anna Eva Evertz von Bergheim beschrieben). Kurz zuvor erhielt Christoffel Hallauwer am 28.11.1670 in Saarbrücken einen Bürgerbrief. Sein Vater namens Adam wurde am 12. September 1608 getauft. In einem Zinsbuch (Bereinigung von 1654) wird Adam, von Beruf ebenfalls Wagner, als Trager geführt. Er entrichtet Zinsen ab einem Haus sowie einem Baum- und Krautgarten in Lengnau gelegen an die Johanniter-Kommende in Leuggern. Die Mutter des ausgewanderten Stoffel (Christophori) hiess Barbara Ruggeri. In Lengnau liess sich auch der Vater des Adam im Taufbuch auffinden. Adams Eltern hiessen Jacob und Cathrin Spörrin von Wil (allenfalls Freienwil). Ihre Ehe wurde im Oktober 1600 in Lengnau geschlossen. Abkömmlinge dieser saarbrückener Hallauer sind heute in Frankreich ansässig und verbürgert. Michel Hallauer, ein eifriger Familienforscher und Nachkomme des Christoffel Hallauer sorgt heute für die Erforschung dieses Zweiges.
Eheeintrag zur Heirat des Adam Hallauwer und der Barbara Ruggerin in Einsiedeln.
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Überlieferung - Familienlegende
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Mündliche Überlieferung zur Herkunft der Suhrer Hallauer
Gemäss mündlicher Überlieferung in der Hallauer-Sippe von Suhr soll der erste Hallauer um die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Suhr gekommen sein. Es seien zwei Brüder gewesen, die den Weintransport nach Bern besorgten. Der eine habe sich in Suhr etabliert. Von dort aus soll dieser die Fuhren nach Bern ausgeführt haben. Sein Wohnhaus sei ein Gasthaus in Suhr gewesen. Die genannten Brüder hätten von Wilchingen gestammt. So will es die mündliche Überlieferung. Inwieweit diese auf Tatsachen beruht wird in den folgenden Ausführungen kommentiert werden. Nachforschungen in Bern haben ergeben, dass dort um diese Zeit und auch später keine Hallauer verzeichnet sind. Die Aufzeichnungen um 1600 in Reinach, Gontenschwil, Suhr und Rupperswil verdeutlichen, dass die Familienväter Hallauer keine Warenhändler waren. Sie waren allesamt Maurer und vorübergehend ansässig wo sie Arbeit fanden. Die gleichen Hallauer, zuvor Hintersassen in Suhr und nach 1616 dort verbürgert, waren zu jener Zeit keine Händler.
Doch wie steht es mit den Beziehungen zur Herberge in Suhr?
Im Jahre 1543 wird Moritz Suter im Beromünster Urbar als Inhaber eines Stiftslehens und der Herberge in Suhr genannt. In dieser Zeit bestand lediglich eine Wirtschaft in Suhr. Für die Jahre 1545 bis 1565 ist Simon Zehnder bezeugt. Vierzig Jahre später ist Untervogt Gysi Besitzer der Hofstatt, auf der die Herberge stand. Ob einer der angeblichen Gebrüder Hallauer Mitte des 16. Jahrhunderts tatsächlich Wirt in Suhr war, lässt sich nicht bestätigen. Von 1565 bis 1610 sind in den untersuchten Urkunden keine Angaben zu Wirtsleuten oder beherbergten Personen verzeichnet. Hingegen besteht eine Beziehung der Wirtsleute Gysy zu Jung Hanns Halouwer und seiner Frau Barbara Glöhas. Das Kind Verena wurde bei seiner Taufe 1611 nach dem Vornamen der Taufzeugin Verena Gysi genannt. Die Wirtin Anna Gisy war bei der gleichen Familie 1614 Taufzeugin. Der erste bezeugte Wirt in Suhr namens Hallauer war 1760 Jacob, Lehenswirth zum Bären.
Wie steht es mit der angeblichen Herkunft von Wilchingen?
Dies ist durchaus nicht aus der Luft gegriffen, ist doch seit 1482 das Hallauer-Geschlecht in Wilchingen bezeugt. Es steht geschrieben hierzu:
Ulrich Hallauer entlehnt vom Kirchengut Wilchingen "drizehenthalben guldin" gegen einen Mütt Kernen jährlichen Zins, als Unterpfand setzt der Schuldner ein "Haus, Hof und Hoffstatt zu Wilchingen unden im Dorf.
Dass die Hallauer von Suhr zuvor in Schneisingen verbürgert waren ist belegt und dass diese höchstwahrscheinlich mit den lengnauer Hallauer verwandt waren schliesst die Herkunft von Wilchingen nicht aus. Wilchingen liegt in unmittelbarer Nähe von Hallau. Der Familienname Hallauer ist wie bereits ausgeführt eine Herkunftsbezeichnung.
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Hallauer von Suhr
ehemals von Schneisingen, Kanton Aargau
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Im ersten Taufeintrag von 1611 in Suhr wird der Vater Jung Hans Hallouwer als Bürger von Schneisingen, der Alt-Grafschaft Baden genannt. Ein Jahr zuvor wurde ihm und seiner Frau Barbara Glöhas von Suhr ein Hans in Gontenschwil getauft. Dieser Säugling starb noch im gleichen Jahr. Die zunächst noch als Hintersassen in Suhr wohnhafte Familie Hallauer begab sich vorübergehend nach Rupperswil, das in Suhr pfarrgenössig war. Durch glückliche Umstände konnte ich vom Historiker Dr. Peter Steiner erfahren, dass dieser Jung Hanns Hallouwer, von Beruf Maurer, von einem gleichnamigen Maurer von Schneisingen abstammte. Jener Jung Hannss Hallouwer war in Reinach und in Gontenschwil wohnhaft und seine Frau gebar dort einige Kinder. Er war mit Barbara Füchssin von Gebystorff (Gebenstorf) und danach mit Elsy Kinde verheiratet. 1581 liess er in Gebenstorf mit seiner ersten Frau eine Magdalena taufen. Der Stammvater der Suhrer Hallauer kann demnach auf den Jung Hans Hallauer zurückgeführt werden, der von Schneisingen herstammte und als Maurer in Reinach und Gontenschwil wohnhaft war und Vater von mindestens fünf Kindern war. Er dürfte um 1560 geboren sein. 14 Generationen sind seither bis in die Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts auf einem von mir erstellten Stammbaum belegt. Um 1580 und 1585 werden in Schneisingen ein Heinrich und ein Adam Hallauer geboren. Sie dürften nahe Verwandte des Jung Hannss Hallouwer gewesen sein, dessen Sohn Jung Hanns sich später in Suhr niederlassen und verbürgern sollte. Schneisingen und Lengnau sind Nachbardörfer. Es ist naheliegend, dass die Hallauergeschlechter der beiden Dörfer miteinander blutsverwandt waren.
Hallauer von Schneisingen
Hallauer Güter in Schneisingen
Im schneisingerischen Hünikon ist sehr früh ein Gut bezeugt, das später "Mühle oder Hallauer-Gut" genannt wird. In einem Urbar von 1350 (bis 1359) wird in "Hunikon" nur eine Mühle verzeichnet. Folgender Eintrag ist im Urbar des Stiftes Sankt Blasien beschrieben:
"In Hunikon ...... item die Muli ze hunikon, und daz erb daz zu der muli hört und ist die muli gelegt zwisch der Truchsässme gut von Regensperg und vischlins schuppoz gilt ii mut Kernen. Die muli und daz erbgut hat hans in der muli von hunikon."
1406 sind noch keine Hallauer auf dieser noch bestehenden Mühle verzeichnet. Im Klingnauer Schloss-Urbar Nr. 66 aus dem 15. Jahrhundert (die unklare Datierung geht von 1417 bis 1517) wird ein Ulrich Hallauer genannt, der Güter auf Schneisinger Boden bewirtschaftete. Es handelte sich um die "Wurnalinger Schuppis" (Würenlinger-Schuppose), die ein Haus und davor eine Schür umfasste. Dazu gehörten Zälge am Berg, auf dem Emmet und im Äsch (auch Ösch). Der Hof war direkt am Hüniker Bach gelegen. Es handelt sich offenbar immer um die gleichen Güter. Nach Ulrich wird 1515 oder 1533 (unklare Datierung) Fridly Hallauer auf dem gleichen Gut als Besitzer aufgeführt. Nachher sind es Ulrich Wenzinger, Hans und Franz Dietrich Bucher und Hans Bucher. 1589 wird der in Hünikon gelegene Hof am Bach und an der Landstrasse gegen Baden, im Zinsbuch als "Hallauer Guet" genannt. Besitzer der Schueppos waren Hans und Heini Buecher. Die Schuppos umfasste ein Haus, ein Hof, ein Kraut- und Baumgarten. Das gleiche Gut wird 1605 folgendermassen in einem Urbar genannt:
"Hans Wentzicker für sich selbs und alls Trager hans Buechers zinst Jerlichen: Kernen ii Mütt: Von unnd ab Dem Mülli oder Hallauwer guot. welliches Mülli oder Hallauwer guot das Recht hat. das die Inhaber des selbigen Ein Müllin darauff Bauwen Mögend Onnegehindert Menigliches. und gehort darin: Erstlich Hauss unnd Hoff sampt Kraut unnd Bomgartens unden im dorff Zu Hüniken gelegen stost an den Bach und die Landt strass gan Baden."
Die Besitzer von 1605 hatten also noch das Mühlerecht auf ihrem Hofgut am Bach. Offenbar ist diese Mühle im 15. Jahrhundert aufgegeben worden oder einem anderen Schicksal verfallen. Fortan wird dieser Hof "Mühle oder Hallauwer-Hofft" genannt und später verbleibt nur noch der Name Hallauer-Hof.
Hallauer in und von Lengnau
Im Zehntenbuch der Kommende Leuggern liess sich auf Seite 14 folgender Eintrag Lengnau betreffend aus dem Jahre 1504 finden.
"Jtem aber ein Hauss und Hoff-
stadt, hat Clüwi Halllawer stost
ans brunnen Stückhli, deilt
sich in Zenden."
Clewi (auch Clüwi) Hallauer war demnach haushäblich und weder ein Tauner noch ein Hintersass in Lengnau. Sein Nachkomme könnte Fridly gewesen sein, der 1515 bzw. 1533 in Schneisingen sesshaft war. Ein Clewi (Niclaus) Hallauer aus Wilchingen wurde um diese Zeit ausgewiesen und er verlor teilweise seine Bürgerrechte in Wilchingen. Dieser Clewi aus dem Klettgau hatte sich mit der Tochter des Schaffhauser Scharfrichters vermählt. Zudem hatte er dem Knecht des Scharfrichters geholfen, ein Perd zu vergraben. Grund genug für einen Antrag auf Ausweisung und Entzug des Bürgerrechtes durch die Behörde in Wilchingen an die Obrigkeit in Schaffhausen. Es ist noch zu prüfen, ob es sich um diesen Clewi handelt, der sich später nach der ausgesprochnen Ausweisung in Lengnau und/oder Schneisingen nieder gelassen hat.
Schicksal eines Hallauers von Schneisingen
Der im Lenzburger Schloss gefangen gesetzte Hans Jörg Hallauer von Schneisingen wird 1619 nach zwei Foltertagen und 14 Tagen Gefangenschaft mit dem Schwert hingerichtet. Sein Leib wurde anschliessend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Todtenrodel von Lengnau ist der unrühmliche Abgang von Hans Jörg Hallauer von Schneisingen nicht verzeichnet. Immer waren Todesstrafen verbunden mit der Konfiskation des Vermögens der Hingerichteten durch die Obrigkeit. Das war für die Hinterbliebenen von vermöglichen Gerichteten sehr hart, indem sie nun in Elend und Armut gestürzt wurden. Den Verarmten blieb dann neben der Verachtung durch die Mitmenschen wegen der Hinrichtung ihres Angehörigen noch die Sorge um Brot und Unterkunft. Oft war ihr Absinken in die namenlosen Bettler und Landstreicher nicht aufzuhalten. Das Alter des "Göerg Hallower" ist in keinem Bericht festgehalten worden. Bisher ist nicht bekannt, ob er Frau und Kinder hatte. In der Amtsrechnung des Landvogtes von Lenzburg aus dem Jahre 1619 ist sorgsam verzeichnet worden, welche Kosten mit seiner Inhaftierung, seiner Gefangenschaft, seiner peinlichen Befragung und schliesslich mit seiner Hinrichtung verursacht wurden. Leider wird in dieser Amtsrechnung kein Hinweis dazu gegeben, weshalb seine Verurteilung erfolgte. Im Berner Ratsmanual vom Donnerstag, 3. Junÿ 1619 sind die Taten des angeschuldigten Hallauer aufgeführt, es fehlen jedoch die Tatumstände und die Angaben zu den Opfern. Im Namensregister der Rathsmanual steht unter dem Buchstaben H folgendes geschrieben:
"Hallower Geörg soll für das Landgricht gstelt werden." Dann der Grund für seine Hinrichtung:
"Läntzburg, sol Geörg Hallower, dem gfangnen Dieben Sodomiten und Mörder für Landtgricht sollen, undt ergkent urteil an ......."
Der letzte Hallauer von Schneisingen
Wie bereits beschrieben ist das Schneisinger Hallauer-Geschlecht ausgestorben. Es lebt hingegen im verbliebenen Zweig der Hallauer von Suhr weiter. Der Pfarrer Keller in Schneisingen beschreibt den letzten Hallauer von Schneisingen um ca. 1860 wie folgt: "Hallauer wird erlöschen, da nur noch ein alter, lediger französischer Söldling dem Grabe zuwankt." Hallauer Fr. (Franz) Joseph - der noch einzige, sei geb. 16. Dez. 1804. - Ein alter Söldner, der sich in der Kirche sogar zu Ostern nicht sehen lässt, im Übrigen aber kein bösartiges Subjekt ist. Einige Jahre vor seinem Tode fleissig im Besuche des kirchlichen Gottesdienstes und hat auch die Sterbsakramente empfangen. Hatte einen grossen Kropf, der ihm im Kantonspital Königsfelden glücklich ab dem Halse gebracht worden; ohne Kropf dann lebte er körperlich und sittlich besser!" Franz Joseph Hallauer starb am 18. März 1860, seines Alters 55 Jahre und drei Monate.
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